Einzelansicht

Olaf Holzapfel

"Gelände"
15.9. bis 10.11.2013

Dienstag bis Sonntag, 11-17 Uhr Montag, 11-20 Uhr

Eröffnung: 15.9.2013, 11.30 Uhr
Holbeinhaus, Vorderer Lech 20

Grußwort: Peter Grab 
3. Bürgermeister der Stadt Augsburg
Referent für Kultur, Jugendkultur und Sport

Einführung: Christian Thöner 
Vorsitzender des Kunstvereins

Präsentation der Fachwerkskulptur "Wilder Mann auf Brücke" über dem Reichskanal im Siebentischwald: 15 Uhr

Die Ausstellung

Welchen Einfluss hat die vorhandene Topografie, das Gelände, auf die Sprache einer Stadt? Welches Material ist eingewoben in die landschaftliche Umgebung der Stadt? Bestimmen die Landschaft und ihr Material durch ihre Eigenheiten das Handeln und Denken der Menschen, die dort leben?

Fragen wie diesen geht Olaf Holzapfel (*1969) in seinen Arbeiten der letzten Jahre nach. Der in Berlin lebende, international agierende Künstler antwortet darauf nicht generalistisch, vielmehr, wie er selbst sagt, mit "beweglichen Fragmenten einer dem konkreten Ort entnommenen Bildsprache". Für sein Ausstellungsprojekt in Augsburg setzte er sich daher intensiv mit der besonderen Lage der Stadt zwischen den beiden Flüssen Lech und Wertach auseinander, erkundete gründlich die Stadt und die sie prägende Topografie.

An drei Orten präsentiert der Kunstverein Augsburg unter dem Titel "Gelände" die Werke von Olaf Holzapfel.

In der zentralen Ausstellung im Holbeinhaus verweisen filigrane Holzskulpturen, die Olaf Holzapfel ausgehend von der traditionellen Bauweise des Fachwerk­-Ständerbaus fertigt, auf die enge Verzahnung von Topografie, vorgefundenem Material und Technik. Sichtbar wird diese in Augsburg zum Beispiel an historischen Bauten der Hydrotechnik. Bauten wie die beiden Wassertürme am Roten Tor wurden stets im unmittelbaren architektonischen Bezug zum Gelände errichtet. In der Modellkammer des Maximilianmuseums treten ausgewählte Fachwerke des Künstlers für die Dauer der Ausstellung in einen spannenden Dialog mit Funktionsmodellen aus vergangenen Jahrhunderten. Historische Wasserkunst trifft Gegenwartskunst.

Die im Holbeinhaus gezeigten Heubilder, eine Werkgruppe, an der Holzapfel seit 2010 arbeitet, haben mit den Fachwerkskulpturen aus Holzbalken Wesentliches gemein: Gefertigt aus kräftigen Heuschnüren, die Bauern in Niederschlesien nach einer regionalen Technik gedreht haben, zitieren auch sie handwerkliche Traditionen und verweisen gleichzeitig auf einen fruchtbaren Austausch von Kulturtechniken. In Augsburg erinnern diese "Heubilder" in besonderer Weise an die einst blühende lokale Textilproduktion.

In Gemeinschaft mit Benedikt Terwiel (*1980) entstand für die Ausstellung eine Videoarbeit, in der es um die unmittelbare, analoge Aneignung einer für Lage und Geschichte der Stadt bestimmenden Topografie und letztlich auch von Raum und Zeit geht. Im historisch besetzten Lechfeld südlich von Augsburg suchten sich die beiden Künstler ein Gelände, das sie in herkömmlicher Art vermaßen und abliefen. Diesen Weg hielten sie mit der Kamera fest. Mit diesem Akt der Visualisierung beschreiben sie sowohl die umrissene Fläche, als auch die Differenz zwischen der subjektiven Wahrnehmung und dem medial geprägten Bild des Lechfelds.

Die monumentale Fachwerkinstallation "Wilder Mann auf Brücke" setzt einen markanten Akzent im öffentlichen Raum. Ausgeführt in klassischen Fachwerkverbindungen entstand aus sauber bearbeiteten Vierkanthölzern eine Skelett­-Skulptur, die Anregungen aus dem Modell­ und Brückenbau weiterentwickelt. Holzapfels Anliegen dabei war, sich den vorhandenen Fundus an "instinktivem" Wissen anzueignen und in eine künstlerisch heutige Sprache zu übersetzen. Die Einbindung von Zimmerleuten und von ortsansässigen Helfern in den Entstehungsprozess sind - im Sinne des angestrebten Wissenstransfers - elementare Bestandteile der Arbeit. Nachdem die Skulptur zunächst im Siebentischwald den Reichskanal überspannt, wird sie im Laufe der Ausstellung von den freiwilligen Helfern abgebaut und in einen städtischen Kontext versetzt.

Holzapfels künstlerisches Werk, wie es sich hier eindrucksvoll an drei Orten präsentiert, setzt auch einen aktuellen und spannenden Akzent zum Thema "Historische Wasserwirtschaft und Wasserkunst", mit dem die Stadt Augsburg derzeit ihr Interesse an der Aufnahme in die Liste des UNESCO­-Welterbes bekundet.

Die Künstler

Olaf Holzapfel
1969 geboren in Görlitz
1996 bis 2001 Studium an der Hoch­ schule für Bildende Künste in Dresden bei Prof. Ralf Kerbach

Ausstellungen (Auswahl): 
2011 Teilnahme an der Biennale in Venedig
2012 »Region«, Leonhardi­Museum in Dresden
2013 »Inside Outside Architecture«, Nationalmuseum für Kunst Architektur und Design, Oslo

Olaf Holzapfel lebt und arbeitet in Dresden und Berlin.
www.olafholzapfel.de

Benedikt Terwiel 
1980 geboren in München
2001 bis 2008 Studium an der Universität der Künste, Berlin bei Prof. Hans­Jürgen Diehl

Ausstellungen (Auswahl):
2009 »Access all Areas«, Galerie Max Hetzler, Berlin
2011 »KölnSkulptur #6«, Skulpturen Park Köln
2013 »Auf Zeit, Wandbilder Bildwände«, Kunsthalle Bielefeld

Benedikt Terwiel lebt und arbeitet in Berlin.
www.benediktterwiel.info

Die Förderer
Bayerisches Staatsministerium für Wissenschaft, Kunst und Kultur, München
Stadt Augsburg
Stadtsparkasse Augsburg

Die Partner
Städtische Kunstsammlungen und Museen Augsburg
Freiwilligen-Zentrum Augsburg
Bündnis für Augsburg
Regio Augsburg Tourismus GmbH

"3 Flügelwerk" , 57x65x30 cm (HxBxT), 2013, Birnenholz