Kaspar Toggenburger

"Sequenzen"
13. Mai bis 8. Juli 2012

Holbeinhaus, Vorderer Lech 20 Dienstag bis Sonntag, 11-17 Uhr Mittwoch, 11-20 Uhr

Eröffnung: 
Samstag, 12. Mai 2012, 18 Uhr
Einführung: 
Mario Lüscher, Kunsthistoriker, Winterthur

Führungen durch die Ausstellung:
Mittwoch, 23. Mai, 18 Uhr
Samstag, 23. Juni, 14 Uhr
(Dr. Renate Miller-Gruber)

Toggenburgers Arbeiten lassen sich im wörtlichen Sinn als Sequenzen, als rhythmische Abfolgen von Bildern, Geschichten oder Gesängen verstehen. Seit vielen Jahren fertigt er Zeichenketten, wie er sie nennt, in denen sich - anknüpfend an eine literarische Szene, ein Kunstwerk oder ein alltägliches Foto - mehrere Zeichnungen aneinander reihen, die das Ausgangsmotiv formal wie inhaltlich weiterentwickeln, dabei variieren und abstrahieren. Sieben Blätter, zusammengeklebt zum Leporello, entfalten im Hängen jeweils eine kleine Geschichte, manchmal mit überraschenden Brüchen in der Bilderfolge. Frei aufgehängt in dichter Reihung wirken diese Zeichenketten wie Filmstreifen, die zum Lesen einzelner vertikaler Episoden ebenso anregen wie zum Mitschwingen in der Fülle nebengeordneter Bildserien.

Folgenreich und inspirierend erweist sich Toggenburgers Beschäftigung mit mittelalterlichen Tafelbildern und traditionellen biblischen Stoffen. Aus der Geschichte der Enthauptung von Johannes dem Täufer isolierte er schrittweise das Motiv des abgeschlagenen Kopfes: Köpfe und Schädel wurden zu einem Leitmotiv, das er in unzähligen Variationen mit schwungvollen Linien umkreiste, mit dem Pinsel auf Leinwand malte, aus der Holzplatte hervorschnitt, in Bretter bohrte, auf Papier druckte, in Diapositive kratzte und wieder fotografierte. Durch Überblendung von Strukturen, vor allem aber durch den Einsatz von Licht und Projektionen, wurde dieses Memento-Mori-Motiv mit neuem Leben erfüllt, in überraschend abstrakten Formverbindungen. 
Der Kunstverein Augsburg präsentiert mit Kaspar Toggenburger einen Schweizer Künstler, dessen expressive Formensprache unter anderem durch A.R. Penck an der Kunstakademie in Düsseldorf geprägt wurde. Seine großformatigen Schwarz-Weiß-Holzschnitte beeindrucken durch starke Präsenz, durch kraftvolle Linienführung und inhaltliche Dichte. Kombiniert mit Lichtinstallationen gewinnen diese Blätter in abgedunkelten Räumen zusätzlich eine mystische Dimension. Besonders bemerkenswert ist ein Holzschnitt nach Hans Holbein d.J., dem Gemälde des Leichnams Christi aus dem Jahr 1521 (Kunstmuseum Basel), der damit Eingang in dessen Augsburger Geburtshaus gefunden hat.

Renate Miller-Gruber

Kaspar Toggenburger

1960 geboren in St. Gallen (CH)
1977-1982 Vorkurs und Grafikerfachklasse an der Schule für Gestaltung in St. Gallen, anschließend zwei Jahre Weiterbildung bei Alfred Kobel, Max Oertli und Carl Meffert (Clément Moreau)
1984-1989 Studium an der École National Supérieure des Beaux Arts, Paris
1992-1993 Gastsemester (3) an der Kunstakademie Düsseldorf bei A. R. Penck
Seit 1995 Mitglied der Künstlergruppe Winterthur
Seit 1996 Mitglied der Xylon Schweiz
1999-2001 Werkjahr in Berlin, Stiftung Ars Rhenia, Vaduz
2004, 2008 Dozent an der Sommerakademie der Hochschule Wismar
Seit 2004 Mitglied des Radiervereins München

Einzel- und Gruppenausstellungen (Auswahl)

2009 »Memento«, Wilhelm­-Hack-­Museum, Ludwigshafen
2011 Barbarian Art Gallery, Zürich

Kaspar Toggenburger lebt und arbeitet in Weieren (St. Gallen) und Winterthur.

Köpfe (Beinhaus), Holzschnitt, Lichtkopf